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Neujahrsvorsätze und das Museum des Scheiterns

Autorenbild: Nicolas HertingNicolas Herting

Aktualisiert: 5. Jan.



Das neue Jahr hat begonnen – eine Zeit, um neue Gewohnheiten zu etablieren


Scheitern - wenn etwas misslingt
Scheitern - wenn etwas misslingt

und das Leben zu führen, das du dir immer gewünscht hast. Mit dem Jahreswechsel von 2024 auf 2025 beginnt ein neuer Zyklus, der für viele den idealen Moment darstellt, sich ehrgeizige Vorsätze zu setzen. Doch oft werden diese nach einigen Wochen wieder aufgegeben. Aber was bedeutet es eigentlich, zu scheitern?


Lass uns dem Begriff einmal genauer auf den Grund gehen. Laut Wikipedia versteht man unter Scheitern, wenn ein durch eine Handlung angestrebtes Ziel endgültig nicht erreicht wird, also wenn etwas misslingt und nicht den gewünschten Erfolg bringt. Klingt hart und endgültig. Wikipedia führt weiter aus, dass es zahlreiche bedeutungsähnliche Verben gibt, wie versagen, straucheln, sich nicht durchsetzen, stranden und zu Fall kommen. Das Wort "scheitern" stammt aus dem 17. Jahrhundert und leitet sich vom Substantiv "Scheiter" ab, das auf Holz-Scheit verweist und im Sinne von "in Stücke gehen" verwendet wurde. Dies geht zurück auf Wendungen wie "zu Scheitern gehen" oder "in Trümmern auseinanderbrechen" aus dem 16. Jahrhundert. Scheitern ist also – anders als die bedeutungsähnlichen Verben – nicht rückgängig zu machen.


In Helsingborg, Schweden, gibt es sogar ein Museum des Scheiterns. Dieses Museum zeigt rund 70 missratene und erfolglose Erfindungen.


Ein Museum des Scheiterns? In gewisser Weise hat doch jeder von uns sein eigenes Museum des Scheiterns. Denn Scheitern gehört zum Leben dazu, und in jeder Niederlage liegen Chancen – Chancen, aus ihr zu lernen und daran zu wachsen. Das erinnert an die Lehre des Tantra, insbesondere an Spanda, den permanenten Wandel zwischen Licht und Dunkelheit. Beide Aspekte sind notwendig.


Es gibt viele Bereiche, in denen wir scheitern können: im alltäglichen Handeln, in verschiedenen Lebenssituationen und auch bei Neujahrsvorsätzen. Vielleicht kennst du dein persönliches Museum des Scheiterns gar nicht so gut, denn viele Menschen haben Angst vor dem Versagen und blenden diese Erfahrungen gerne aus. Sie fühlen sich schuldig – sei es in der Familie, im Job oder innerhalb ihrer Kultur. Schon Kinder lernen oft, dass Scheitern unerwünscht ist. Dabei geht es nicht nur um das Machen von Fehlern; Scheitern ist umfassender.



Trump - the Game
Trump - the Game

Zurück zum Museum in Helsingborg. Ein bekanntes Gesicht auf einem der Ausstellungsstücke sorgt derzeit für viel Gesprächsstoff. Es handelt sich um ein recht einfaches Brettspiel aus den späten 1980er Jahren mit dem Titel: "Trump, the Game". Dieses Spiel war ein absoluter Flop und galt als langweiliger Abklatsch von Monopoly. Trump ist hier gescheitert – und nicht nur da. Er hat auch ganze Hotel- und Kasinoprojekte in den Sand gesetzt, die ihm offenbar als Übungsfeld dienten. Wir wissen alle, was aus ihm geworden ist.


Dieses Beispiel zeigt, dass Scheitern nicht das Ende sein muss. Trotz seiner Misserfolge hat Trump es geschafft, eine bedeutende öffentliche Figur zu werden. Das Museum des Scheiterns erinnert uns daran, dass hinter jedem Fehlschlag auch eine Geschichte des Lernens und der Anpassung steckt.

Das Museum des Scheiterns
Das Museum des Scheiterns

Der Museumsdirektor Samuel West bringt es auf den Punkt: „Wenn wir etwas Neues wollen, müssen wir Fehlschläge hinnehmen. Das eine gibt es nicht ohne das andere.“ Diese Perspektive ermutigt uns, das Scheitern nicht unter den Teppich zu kehren, sondern es als integralen Bestandteil des Lebens zu akzeptieren. Schöner scheitern, bewusst scheitern – das sind Konzepte, die uns helfen können, mit Misserfolgen konstruktiv umzugehen.


Das Konzept des Spanda aus der tantrischen Philosophie passt gut dazu: Es betrachtet Scheitern als Sprungbrett für Wachstum oder als Geburtskanal für neue Lebensphasen. Indem wir Scheitern als Chance sehen, öffnen wir uns für neue Möglichkeiten und Entwicklungen. Es geht darum, aus jedem Rückschlag zu lernen und gestärkt daraus hervorzugehen.




Dein Weg
Dein Weg

In meinem metaphorischen Museum der Neujahrsvorsätze wären wahrscheinlich viele gescheiterte Ziele zu finden, die nicht wirklich aus dem eigenen Herzen kommen. Veit Lindau hat in einem Instagram-Beitrag darauf hingewiesen, dass viele Vorsätze scheitern, weil sie nicht intrinsisch motiviert sind. Stattdessen werden sie oft von gesellschaftlichen Erwartungen oder dem Umfeld als erstrebenswert vorgegeben.


Wenn unsere Ziele nicht wirklich unseren eigenen Wünschen und Bedürfnissen entsprechen, fehlt uns die innere Motivation, sie zu verfolgen. Vorsätze wie „nie wieder Schokolade essen“ oder „jeden Tag ins Fitnessstudio gehen“ können schnell überwältigend wirken. Solche extremen Ziele erfordern eine Disziplin, die schwer aufrechtzuerhalten ist und wenig Raum für Flexibilität lässt.


Um erfolgreich zu sein, ist es wichtig, sich realistische und persönlich bedeutungsvolle Ziele zu setzen. Diese sollten aus einem tiefen inneren Wunsch heraus entstehen und genügend Spielraum für Anpassungen bieten. So wird das Scheitern weniger wahrscheinlich und der Weg zum Ziel erfüllender.


Ein wesentlicher Aspekt unseres Lebens ist, dass es nicht durch einmalige Zielerreichungen geprägt wird, sondern durch die täglichen Gewohnheiten, die wir pflegen. Viele Menschen unterschätzen die Kraft dieser Gewohnheiten und wissen oft nicht, wie sie diese nachhaltig verändern können. Ein häufiges Hindernis dabei ist das Fehlen einer konkreten Planung. Ein Vorsatz wie „Ich möchte gesünder leben“ bleibt oft vage und abstrakt. Ohne eine klare Strategie zur Umsetzung – etwa „Ich werde dreimal pro Woche Gemüse zum Mittagessen essen“ – verliert der Vorsatz schnell an Bedeutung und gerät in Vergessenheit.


Die Kommunikation mit dem Unterbewusstsein ist ebenfalls entscheidend. Unsere aktuellen Gewohnheiten folgen einer inneren Logik, auch wenn sie destruktiv erscheinen mögen. Es ist wichtig, das Unterbewusstsein sanft von neuen Möglichkeiten zu überzeugen, was Zeit und Geduld erfordert. Techniken wie Dialog und Meditation können dabei hilfreich sein.


Das soziale Umfeld spielt ebenfalls eine große Rolle bei der Umsetzung von Veränderungen. Wenn Freunde oder Familie deine Bemühungen nicht unterstützen oder dich sogar entmutigen, kann es schwierig sein, Fortschritte zu erzielen. Gleichgesinnte zu finden, die ähnliche Ziele verfolgen und dich unterstützen, kann eine starke Motivation sein.


Schließlich sollten neue Vorhaben in eine stimmige Gesamtvision deines Lebens passen. Wenn sie sich nicht organisch einfügen lassen, wird dein Unterbewusstsein möglicherweise versuchen, sie zu sabotieren. Eine ganzheitliche Betrachtung deiner Ziele im Kontext deines gesamten Lebens kann helfen, nachhaltige Veränderungen zu erreichen.


Sich gar nichts mehr vorzunehmen, ist keine Lösung. Misserfolge und Krisen können durchaus positive Aspekte mit sich bringen. Wenn wir scheitern, insbesondere nachdem wir unsere Vorhaben groß angekündigt haben, kann das zu negativen Emotionen und Scham führen. Doch bewusstes Scheitern kann auch Kräfte freisetzen und unser Urteilsvermögen, unsere Gedächtnisleistung, Motivation („jetzt erst recht“) sowie soziale Interaktionen verbessern.


Um auf den 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten zurückzukommen: Er wäre vermutlich nicht dort, wo er heute steht, wenn er nicht mehrfach gescheitert wäre. Das Motto „Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen“ trifft auf viele Unternehmer in den USA zu, die nach mehreren gescheiterten Firmen einfach neu anfangen. In Deutschland hingegen wird man oft sofort gebrandmarkt.


Nach meiner ersten gescheiterten Selbstständigkeit war es schwer, erneut den Schritt zu wagen und als freiberuflicher Yogalehrer und Ausbilder tätig zu werden. Doch gerade weil ich es wieder versucht habe, sitze ich hier und schreibe diesen Text. Was ich erst später verstanden habe, ist der Umgang mit ungünstigen Situationen: Jedes Scheitern birgt ein enormes Potenzial. Wer dieses erkennt und daraus lernt, wird ohne Schuldgefühle erfolgreicher sein.


Entscheidend ist – wie bei so vielem im Leben –, den Schmerz des Scheiterns zuzulassen und ihn nicht zu unterdrücken. Es ist wichtig, achtsam zu bleiben und sich nicht ständig den Kopf darüber zu zerbrechen, warum etwas nicht geklappt hat. Also: Ab ins Museum des Lebens und weiter geht’s!


Wie können wir unsere Vorsätze erfolgreicher umsetzen? Hier sind einige Ideen, die ChatGPT dazu vorschlägt:


YES, YOU CAN
YES, YOU CAN

  • Beginne mit überschaubaren Schritten und steigere dich allmählich, um die Motivation aufrechtzuerhalten.

  • Definiere klare Maßnahmen für deine Ziele, damit der Weg dorthin klarer wird.

  • Diese Methoden können dir helfen, deine inneren Überzeugungen zu hinterfragen und neu auszurichten.

  • Suche den Kontakt zu Personen, die deine Ziele teilen oder dich aktiv unterstützen können.

  • Statt radikaler Veränderungen sind kleine, kontinuierliche Anpassungen oft nachhaltiger.

  • Überlege dir, wie deine Ziele in deinen Alltag passen und welche Werte sie widerspiegeln.


Mein Neujahrsvorsatz war ein Wendepunkt in meinem Leben, der mich dorthin gebracht hat, wo ich heute stehe. Es war zwar kein Jahreswechsel, sondern der 18. Juli 2010. Für mich war das kein typischer Neuanfang, denn viele meiner früheren Vorsätze sind gescheitert. Doch an diesem Tag, absolut intrinsisch motiviert, habe ich von einem Tag auf den anderen aufgehört, Fleisch und Fisch zu essen und keine Zigaretten mehr geraucht. Ich habe für einige Jahre keinen Tropfen Alkohol getrunken und beschlossen, eine Ausbildung zum Yogalehrer zu machen.


Die Gründe für ein Scheitern sind nicht schlimm; sie bieten uns wertvolle Lektionen. Aus jedem missglückten Versuch können wir lernen und wachsen. Ganz im Sinne des Tantra gehören Licht und Dunkelheit zu unserem Leben dazu. Es geht nicht darum, Rückschläge zu vermeiden, sondern darum, wie wir mit den Herausforderungen umgehen. Indem wir die Schatten akzeptieren und sie als Teil unseres Weges betrachten, können wir unser inneres Licht stärken und gestärkt aus jeder Erfahrung hervorgehen. Jeder Schritt, ob erfolgreich oder nicht, bringt uns näher zu unserem wahren Selbst.

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